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Str. Mărășești, 6

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1863 – 1865

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Sakralbauten

Karte Innerstädter-Synagoge

lange Tradition und neuer Glanz

Das erste jüdische Wohnviertel ist von den Straßen „Marasesti, Gheorghe Lazar, Emanoil Ungureanu und Eugeniu de Savoya“ begrenzt. Hier lässt sich der Ursprung der jüdischen Gemeinde in Temeswar in einem kleinen Häusergeviert nachvollziehen, in dem die in der Stadt verbliebenen jüdischen Einwohner in drei Häusern lebten. Diese Häuser bildeten den Kern des späteren Ensembles, das „Judenkarree“ genannt wurde.

 

In der Zeit der Habsburger gab es in Temeswar sowohl sephardische Juden, die ursprünglich aus Spanien, Portugal und Nordafrika stammten, als auch später hinzugezogene jiddisch sprechende Ashkenazim aus dem deutschsprachigen Westeuropa.

 

Da der erste Gebetsraum der wachsenden Gemeinde bald nicht mehr genug Platz bot, wurde 1760 an der Ecke der heutigen Marasesti- mit der Gheorghe-Lazar-Str. mit dem Bau eines Gebäudekomplexes begonnen, in dem zwei Synagogen, – eine für die Sepharden und eine für die Ashkenazen -, ein rituelles Bad (Mikwe), eine Schule (heder), ein koscheres Schlachthaus, ein Gasthaus und eine Krankenstation untergebracht waren.

 

Die Synagogen durften, den Restriktionen gegen die Juden aus der Zeit Maria Theresias entsprechend, von der Straßenfront nicht zu erkennen sein und mussten vom Innenhof aus betreten werden.

 

Im Jahr 1849, bei der Belagerung der Temeswarer Festung durch die ungarische Revolutionsarmee, wurden die Synagogen schwer beschädigt. Zwar wurden sie repariert, doch sie erwiesen sich aufgrund der wachsenden Gemeinde als zu klein. An der Stelle der alten Gebäude entstand nach den Plänen des Architekten Lipot Baumhorn und der Bauaufsicht von Martin Gemeinhardt ein imposantes Gemeindezentrum, das 1906 eingeweiht wurde. Mit Erkern und Türmen versehen, durch zahlreiche pflanzliche und menschliche Ornamente geschmückt, und auch durch die Asymmetrie der Fassade ist es ein Paradebeispiel des Sezessionsstils in Temeswar. Die Einweihung, zu der sich der multikulturellen Vielfalt Temeswars entsprechend, die Honoratioren aus allen Volksgruppen versammelten, läutete die Blütezeit des jüdischen Lebens in Temeswar ein, die bis in die Zwischenkriegszeit andauern sollte.

 

Heute trifft sich in den Räumen des jüdischen Gemeindehauses eine kleine, aber durchaus aktive Gemeinde. Hier werden Feste und Konferenzen veranstaltet, aber auch kulturelle Veranstaltungen, die die lange Tradition des jüdischen Lebens in Temeswar aufrechterhalten.

 

Das Ende des 19.Jahrhunderts war reif für den Bau einer neuen Synagoge, die nach der Vereinigung der beiden jüdischen Glaubensrichtungen allen Juden der Inneren Stadt als Kultstätte dienen sollte. Die Synagoge in der Innenstadt wurde nach den Plänen des österreichischen Architekten Carl Schumann errichtet und 1865 eröffnet. Sie ist inspiriert von der nach Plänen Gottfried Sempers 1840 errichteten Synagoge in Dresden mit maurischem Innenraum und Elementen der Romantik. Entsprechend der Größe der gewachsenen jüdischen Gemeinde in Temeswar und der gleichberechtigten Stellung der jüdischen Bürger ab 1867 bot das Gebäude Platz für etwa 3000 Personen und gehörte somit nicht nur zu den größten Synagogen Europas, sondern auch zu den schönsten.

 

Ein Höhepunkt und eine wichtige Würdigung jüdischen Lebens in Temeswar war der Besuch von Kaiser Franz Joseph dem I., der die Synagoge anlässlich seines Aufenthalts in Temeswar 1872 besichtigte.

 

1985 wurde die Synagoge wegen Baufälligkeit geschlossen. Nach Sanierungsarbeiten fand im Jahr 2022, 150 Jahre nach dem Besuch des Kaisers, eine festliche Wiedereröffnung der innerstädtischen Synagoge statt.