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Str. Gheorghe Lazăr, 1

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1908-1909

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Profanbauten

Karte Miksa-Steiner-Palais

Das Zuckerbäckerhaus

Einige der barocken Gebäude am Domplatz wurden im Lauf der Zeit verändert und dem architektonischen Geschmack späterer Epochen angepasst. So entstanden dort Anfang des 20. Jahrhunderts zwei Palais in dem damals in verschiedenen Städten Europas in Mode gekommenen Jugendstil, dessen Wiener Variante „Secessionsstil“ genannt wird. Dass dieser Stil in Temeswar, das sich gern auch „Klein Wien“ nannte, häufig aufgegriffen wurde, ist nicht verwunderlich. Zwei Meisterwerke des Jugendstils am Domplatz und deren Besonderheiten wollen wir hier genauer betrachten.

 

An der Südseite des Platzes, an der Ecke zur Gheorge-Lazăr-Straße, liegt das Miksa (Max)-Steiner-Palais, das nach seinem Bauherrn und Besitzer, einem jüdischen Unternehmer, benannt wurde. Miksa Steiner war Gründungsaktionär der Skonto-Bank, deren Sitz sich im Erdgeschoss des zweistöckigen Mietshauses befand.

 

Die Schöpfer dieses Jugendstil-Juwels waren die bekannten Budapester Architekten Marcell Komor und Dezsö Jakab. Mit der asymmetrischen Form, der gewellten Fassade mit abgerundeten Ecken, den blauen Fayence Ornamenten und den schmiedeeisernen Geländern und Gittern präsentiert sich das Palais als ein meisterhaftes Gesamtkunstwerk. Die hochwertige Keramik an der inzwischen in hellen Blautönen gehaltenen Fassade stammt aus der ungarischen Porzellanmanufaktur Zsolnay und Umraht. Sie zeigt einen Bienenstock in Blumen- oder Herzform, Symbol des Fleißes und des Wohlstands und Anspielung auf den Sitz der Bank im Erdgeschoss. Wegen der runden Formen und wellenförmigen Elemente an der Fassade wirkt das Miksa-Steiner-Palais wie ein Vorläufer der Gebäude von Antoni Gaudi. Die feinen Dekorationen, die in ihrer Filigranität wie Konditorkunst anmuten, haben dem delikaten Palais des Laugenfabrikanten Miksa Steinerden Spitznamen “Zuckerbäckerhaus” eingebracht.