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Str. Timotei Cipariu, 1

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1901 – 1902

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Öffentlicher Raum, Sakralbauten

Karte Reformierte Kirche

Der Ort wo der Aufstand begann

Klein aber fein, obwohl von geringer Größe, ist der Platz namens „Maria“ einer der bekanntesten Orte in Temeswar. Dort steht, zwar auf den ersten Blick unscheinbar, doch bei näherem Hinsehen durchaus stilvoll, die Marien-Statue, die dem Platz den Namen gibt.

 

Die Gottesmutter, die aus dem fernen Belgien nach Temeswar gelangt ist, steht in einer 1906 entstandenen neoklassizistischen Kapelle aus Carrara Marmor mit sechs fantasievoll dekorierten Säulen, die ein Gewölbe tragen. Der Legende nach steht sie an der Stelle, wo die Hinrichtung des Anführers des Bauernaufstands Georg Doja stattgefunden haben soll. Doja gilt als Anführer des Bauernaufstand, der Anfang des 16. Jahrhunderts ein Heer gegen Klerus und Adel anführte.

 

Fast 500 Jahre später begann an der Stelle, wo der Aufstand geendet hatte, eine neue Revolte: hier begann der Volksaufstand gegen die Kommunistische Diktatur unter Nicolae Ceausescu. Auf der Rückseite des Platzes “Maria”, vor dem Haus der Reformierten Ungarischen Kirchengemeinde, versammelten sich Gläubige im Dezember 1989 zu einer Mahnwache gegen die Zwangsversetzung ihres Pfarrers László Tökés, dem staatsfeindliche Aktivitäten vorgeworfen wurden. Der Funke sprang schnell auf immer mehr Bewohner der Stadt über: vor allem junge Leute aller Nationalitäten demonstrierten unter Lebensgefahr für Freiheit und gegen die herrschende Tyrannei.

 

Die Staatsmacht reagierte mit äußerster Brutalität. Temeswar wurde abgeriegelt und vom Geheimdienst und der Armee belagert. Es gab viele Tote, der Aufstand aber war nicht mehr zu stoppen. Von Temeswar aus verbreitete er sich in ganz Rumänien und führte schließlich zum Ende des kommunistischen Regimes.

 

Für die Einheimischen war und ist die „Maria“ ein Verkehrsknotenpunkt, der Generationen zur Orientierung diente. Jedes Kind kannte den Ort als Schnittpunkt zwischen Josefstadt, Elisabethstadt und der Bega Brücke zur Altstadt. Ob mit der „Elektrischen“, dem Auto oder zu Fuß – der kleine Platz „Maria“ war ein Zwischenziel.

 

Unsere Tour führt uns von hier nach links in die „Dojagasse“, Idylle zwischen zwei Stadtteilen.