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Str. Proclamația de la Timisoara, 3

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1828

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Profanbauten

Karte Stock im Eisen

Ein Wiener Wahrzeichen wird kopiert

An der Kreuzung Strada Proclamatia de la Timişoara/Strada Francesco Griselini befindet sich in einer Nische des Eckhauses ein seltsames Gebilde. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Baumstamm aus Eisen, blickt man aber genauer hin, sieht man, dass dessen Oberfläche mit Nägeln übersät ist.

 

Es handelt sich dabei um den sogenannten „Stock im Eisen“, einen Gilden- oder Gesellenbaum nach Wiener Vorbild. Es ist ein von einem Eisenband festgehaltener, mit dünnem Blech überzogener Baumstamm, in den die Schlossergesellen, die auf ihrer Walz nach Temeswar gekommen sind, Nägel eingeschlagen haben. Die Köpfe dieser handgeschmiedeten Nägel waren kunstvoll mit Initialen versehen.

 

Das sagenumwobene Original steht schon seit dem Mittelalter in Wien. Dort hat einer alten Legende nach ein Schlossergeselle einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Dadurch konnte er Schlösser herstellen, die mit keinem Dietrich zu öffnen waren, was ihm zu Lebzeiten Ruhm und Reichtum bescherte, ihn nach dem Tod aber in die Hölle verdammte.

 

Die Temeswarer “kleine Bruder” des Wiener Gesellenbaums ist mit einem Eisenbügel an der Hausecke befestigt, auf dem die Jahreszahl 1828 steht. Ein damaliger Besitzer, Andreas Trandafir, der das Original in Wien gesehen haben dürfte, hat ihn wohl an seinem Haus angebracht, das zeitweise auch Sitz der Schlossergilde war.

 

Heute fehlt leider das nicht zu überwindende Schloss zur Erinnerung an den Teufelspakt, mit dem der Baum an der Wand festgemacht war. Denn der Gesellenbaum in der Hausnische ist inzwischen nur eine Kopie, das Original kann man im Banater Museum besichtigen.