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Piața Victoriei, 6

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ab 1910

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Öffentlicher Raum

Karte Corso

Die Flaniermeile der Stadt

Das moderne Stadtzentrum zwischen der Oper und der rumänisch-orthodoxen Kathedrale teilt sich in zwei Fußgänger-Promenaden. Auf der westlichen Seite verläuft der „Corso“, wie er traditionell von den Einwohnern Temeswars genannt wird. Die östliche Promenade wird als „Surrogat“ bezeichnet, was im Wortsinn „Ersatz“ oder „Stellvertretung“ bedeutet. Auf dem Corso flanierte die feine Gesellschaft des Temeswarer Bürgertums, hier gab es die Luxusgeschäfte und teuren Restaurants. Auf der anderen, in der Temeswarer Umgangssprache „Maschik-Seite“ genannt (von ungarisch „másik“, die andere) trafen sich die Leute mit bescheidenerem Einkommen, weniger elegant gekleidet, und die Jugend.

 

Zwischen “Corso” und “Surrogat” befindet sich eine langgestreckte Parkanlage, deren Bänke inmitten von Büschen, Sträuchern und Blumen zum Verweilen einladen. Zur angenehmen Atmosphäre der Grünanlage trägt der in der Mitte gelegene sogenannte „Fischbrunnen“ bei, der seit den 50er Jahren den Platz ziert. Ursprünglich als kommunistisches Symbol mit der Einfassung eines fünfzackigen Sterns erbaut, sprudelte das Wasser aus den Mäulern der bronzenen Fische über den Rand hinaus.

 

In der kommunistischen Zeit war der Brunnen Treffpunkt der Sport-Fans, die sich über die Fußballspiele des Wochenendes austauschten, aber gern auch ins Politisieren kamen. Da der Brunnen stets von Tauben umgeben war, verabredete man sich konspirativ „bei den Tauben“ („la porumbei“), um sich über Politik und Tratsch auszulassen.

 

Nach der Revolution bekam das Wasserbecken im Zuge einer Sanierung eine runde Form, die auch bei der vor kurzem erfolgten neuerlichen Renovierung beibehalten wurde. Der Brunnen ist nach wie vor ein beliebtes Fotomotiv und Anziehungspunkt für Einheimische und Besucher.

 

Ein weiteres Wahrzeichen am Corso ist die Kapitolinische Wölfin, die Richtung Kathedrale nach dem Brunnen auf einer Säule steht. Die beiden Gründer Roms Romulus und Remus säugend, ist sie eine exakte Nachbildung der Lupa Capitolina in Rom und ein Geschenk dieser Stadt aus dem Jahr 1926 als Zeichen der gemeinsamen romanischen Wurzeln des italienischen und des rumänischen Volkes.

 

Nach einer Verabredung am Fischbrunnen oder nach einem Stadtbummel hat man die Qual der Wahl zwischen zahlreichen einladenden Straßencafés, deren Tische den Rand der Flaniermeile säumen.