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Str. Mărășești, 2

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1871 – 1875

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Gesellschaftsbauten

Karte Oper / Theater

Kulisse einer Revolution

Die Fassade der Temeswarer Oper, die an einen Triumphbogen erinnert, wurde zum Wahrzeichen der revolutionären Ereignisse, die sich von Temeswar ausgehend im Dezember 1989 zum Volksaufstand ausweiteten und zum Sturz des kommunistischen Regimes in Rumänien führten.

 

Damals versammelte sich auf dem Platz vor dem Gebäude eine riesige Menschenmenge, die vielstimmig Freiheit einforderte und dafür ihr Leben aufs Spiel setzte. Die Oper diente den Anführern der Revolution als Versammlungszentrum, die Loggia der Fassade bot die Bühne für ihre Reden. Durch die Bilder, die damals um die Welt gingen, wurde die Oper zum Symbol der neu erkämpften Freiheit.

 

Das Theatergebäude ist ursprünglich ein Werk der Wiener Architekten Fellner und Helmer,die im Jahr 1871 mit dem Bau ein gesellschaftliches Zentrum europäischer Prägung für das Temeswarer Bürgertum schufen. Wie in den meisten der 50 europäischen Städte, in denen Helmer und Fellner ihre Theaterbauten errichteten, war auch in Temeswar kurz zuvor die barocke Stadtbefestigunggeschliffen worden. Ein schnelles Wachstum mit Repräsentationsbauten am Rand der Altstadt war auch hier die Folge.

 

Das Operngebäude entstand in drei großen Bauphasen, die zwei letzteren erfolgten jeweils nach Zerstörung durch Brand. Der trapezförmige Grundriss vereinigt ursprünglich die drei Nutzungen Theater, Hotel und einen Ballsaal, auch Redoutensaal genannt. Die Räumlichkeiten des Theaters befanden sich dabei im Zentrum, das Hotel und der Redoutensaal in dem Seitenflügel, zur heutigen Str. Alba Iulia hin.

 

Im Jahr 1880 zerstörte ein Brand das Theater, während das Hotel weitgehend gerettet wurde. Schon zwei Jahre später folgte nach dem Wiederaufbau die Neueröffnung des Theaters.

 

Nach dem ersten Weltkrieg, in Jahr 1920, geriet das Theater abermals in Brand. Dabei wurde der Innenraum zerstört, die Fassade jedoch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Auch das Hotel- und der Ballsaal konnten gerettet werden.

 

Die dritte Bauphase des Gebäudes trägt die Handschrift des neuen Staates Rumänien, zu dem Temeswar nun gehörte. Obwohl mit dem Umbau schon Mitte der 20er Jahre begonnen wurde, erhielt die Temeswarer Oper schließlich erst im Jahr 1935 mit einer Fassade im neobyzantinischen Stil ihr neues Gewand. Dafür wurd vor die historische Fassade von Fellner & Helmer eine Travertinfassade vorgeblendet.

 

Heute gibt es im gleichen Gebäude vier unabhängige Bühnen unter einem Dach: Die Rumänische Staatsoper, das Rumänische Nationaltheater „Mihai Eminescu“, das Ungarische Staatstheater „Csiky Gergely“ und das „Deutsche Staatstheater Temeswar“. Ein Besuch des breiten Kulturangebots der vier Bühnen lohnt. Sprachbarrieren sind dabei zweitrangig, denn es gibt zu vielen Aufführungen auch Untertitel. Damit ist die Oper in Temeswar nicht nur ein Wahrzeichen für die Befreiung, sondern auch für Vielfalt und damitals Kulturhaus einzigartig in Europa.